1: Zion klagt mit Angst und Schmerzen, / Zion, Gottes werte Stadt, / die er trägt in seinem Herzen, / die er sich erwählet hat. / „Ach“, spricht sie, „wie hat mein Gott / mich vergessen in der Not / und mich so harte anfassen, / mich hat er doch ganz verlassen.
2: Der Gott, der mir hat versprochen / seinen Beistand jederzeit, / der lässt sich vergebens suchen / jetzt in meiner Traurigkeit. / Ach, will er denn für und für / grausam zürnen wegen mir? / Kann und will er sich der Armen / jetzt nicht wie zuvor erbarmen?“
3: „Zion, o du Vielgeliebte“, / sprach zu ihr des Herren Mund, / „zwar bist du jetzt die Betrübte, / Seel und Geist ist dir verwundt, / doch stell alles Trauern ein. / Wo mag eine Mutter sein, / die ihr eigen Kind kann hassen / und aus ihrer Sorge lassen?
4: Ja, wenn du gleich möchtest finden / einen solchen Muttersinn, / da die Liebe kann verschwinden, / so bleib ich doch, der ich bin. / Meine Treue bleibet dir, / Zion, o du meine Zier. / Mein Herz hast du mir besessen, / deiner kann ich nicht vergessen.
5: Lass dich nicht vom Satan blenden, / der sonst nichts als schrecken kann; / siehe, hier in meinen Händen / hab ich dich geschrieben an. / Wie mag es denn anders sein? / Ich muss ja gedenken dein, / deine Mauern muss ich bauen / und dich immerfort anschauen.
6: Du bist mir stets vor den Augen, / du liegst mir in meinem Schoß / wie die Kindlein, die noch saugen; / meine Treu zu dir ist groß. / Dich und mich kann keine Zeit, / keine Not, Gefahr und Streit, / ja der Satan selbst nicht scheiden. / Bleib getreu in allem Leiden.“