1: Gib dich zufrieden und sei stille / in dem Gotte deines Lebens! / In ihm ruht aller Freuden Fülle, / ohn ihn mühst du dich vergebens. / Er ist dein Quell und deine Sonne, / scheint täglich hell zu deiner Wonne. / Gib dich zufrieden!
2: Er ist voll Lichtes, Trosts und Gnaden, / aufrichtigen, treuen Herzens. / Wo er steht, tut dir keinen Schaden / auch die Pein des größten Schmerzes. / Kreuz, Angst und Not kann er bald wenden, / ja, auch den Tod hat er in Händen. / Gib dich zufrieden!
3: Wie dirs und andern oft ergehe, / ist ihm wahrlich nicht verborgen. / Er sieht und kennt in seiner Höhe / der betrübten Herzen Sorgen. / Er weiß vom Lauf der heißen Tränen / und fasst zuhauf all unser Sehnen. / Gib dich zufrieden!
4: Wenn nicht ein Einzger mehr auf Erden, / dessen Treue du darfst trauen, / alsdann will er dein Treuster werden / und nach deinem Besten schauen. / Er weiß dein Leid und heimlich Grämen, / auch weiß er Zeit, dirs abzunehmen. / Gib dich zufrieden!
5: Er hört die Seufzer deiner Seelen / und des Herzens stilles Klagen, / und was du keinem darfst erzählen, / kannst du Gott ganz furchtlos sagen. / Er ist nicht fern, steht in der Mitten, / hört bald und gern der Armen Bitten. / Gib dich zufrieden!
6: Lass dich vom Elend nicht bezwingen, / halt an Gott, so wirst du siegen. / Ob alle Fluten einhergingen, / dennoch musst du oben liegen. / Denn eh du wirst zu sehr beschweret, / hat Gott, dein Fürst, dich schon erhöret. / Gib dich zufrieden!
7: Was sorgst du für dein armes Leben, / wie dus halten willst und nähren? / Der dir das Leben hat gegeben, / wird auch Unterhalt bescheren. / In seiner Hand sind alle Gaben, / an denen Land und See sich laben. / Gib dich zufrieden!
8: Der allen Vöglein in den Wäldern / ihr bescheidnes Körnlein weiset, / der Schaf und Rinder in den Feldern / alle Tage tränkt und speiset, / der wird viel mehr dich Einen füllen / und dein Begehr und Hunger stillen. / Gib dich zufrieden!
9: Sprich nicht: „Ich sehe keine Mittel, / wo ich such, ist nichts zum Besten.“ / Denn das ist Gottes Ehrentitel: / helfen, wenn die Not am größten. / Wenn ich und du ihn nicht mehr spüren, / tritt er herzu, uns wohl zu führen. / Gib dich zufrieden!
10: Bleibt gleich die Hilfe aus sehr lange, / wird sie dennoch endlich kommen. / Macht dir das Warten Angst und Bange, / glaube mir, es ist dein Frommen. / Was langsam schleicht, fasst man gewisser, / was erst ausbleibt, ist desto süßer. / Gib dich zufrieden!
11: Nimm nicht zu Herzen, was die Rotten / deiner Feinde von dir dichten. / Lass sie nur immer tüchtig spotten, / Gott wirds hören und recht richten. / Ist Gott dein Freund und führt dein Sachen, / was kann dein Feind, der Mensch, groß machen? / Gib dich zufrieden!
12: Hat jeder Mensch auch wohl das Seine, / wenn ers sehen könnt und wollte. / Wo ist das Glück so klar und reine, / dass ihm nichts mehr fehlen sollte? / Wo ist ein Haus, das könnte sagen: / „Ich weiß durchaus von keinen Plagen“? / Gib dich zufrieden!
13: Es kann und mag nicht anders werden: / Alle Menschen müssen leiden. / Was webt und lebet auf der Erden, / kann das Unglück nicht vermeiden. / Des Kreuzes Stab schlägt unsre Lenden / bis in das Grab, da wird es enden. / Gib dich zufrieden! Apg 17,28; 1. Mos 32,32f
14: Es ist ein Ruhetag vorhanden, / an dem Gott uns wird erlösen. / Er wird uns reißen aus den Banden / dieses Leibs und allem Bösen. / Es wird einmal der Tod herspringen / und aus der Qual uns alle bringen. / Gib dich zufrieden! Hebr 4,9
15: Er wird uns bringen zu den Scharen / der Erwählten und Getreuen, / die hier mit Frieden heimgefahren / und sich nun im Frieden freuen, / da sie den Grund, der nicht kann brechen, / den ewgen Mund selbst hören sprechen: / „Gib dich zufrieden!“