1: Geh aus, mein Herz, und suche Freud / in dieser lieben Sommerzeit / an deines Gottes Gaben! / Schau an der schönen Gärten Zier / und siehe, wie sie mir und dir / sich ausgeschmücket haben, [sich ausgeschmücket haben.]
2: Die Bäume stehen voller Laub, / das Erdreich decket seinen Staub / mit einem grünen Kleide. / Sieh Tulpen und Narzissen an, / die ziehen sich viel schöner an / als Salomonis Seide. Mt 6,28f
3: Die Lerche schwingt sich in die Luft, / das Täublein fliegt aus seiner Kluft / und macht sich in die Wälder. / Die hochbegabte Nachtigall / ergötzt und füllt mit ihrem Schall / Berg, Hügel, Tal und Felder.
4: Die Glucke führt ihr Völklein aus, / der Storch baut und bewohnt sein Haus, / das Schwälblein speist die Jungen. / Der schnelle Hirsch, das leichte Reh / ist froh und kommt aus seiner Höh / ins tiefe Gras gesprungen.
5: Die Bächlein rauschen in dem Sand / und schmücken sich an ihrem Rand / mit schattenreichen Myrten. / Die Wiesen liegen dicht dabei / und klingen ganz vom Lustgeschrei / der Schaf und ihrer Hirten.
6: Die unverdrossne Bienenschar / fliegt hin und her, sucht hier und da / ihr edle Honigspeise. / Des süßen Weinstocks starker Saft / bringt täglich neue Stärk und Kraft / in seinem schwachen Reise.
7: Der Weizen wächset mit Gewalt. / Darüber jauchzet Jung und Alt / und rühmt die große Güte / des, der so überfließend labt / und mit so manchem Gut begabt / das menschliche Gemüte.
8: Ich selber kann und mag nicht ruhn, / des großen Gottes großes Tun / erweckt mir alle Sinnen. / Ich singe mit, wenn alles singt, / und lasse, was dem Höchsten klingt, / aus meinem Herzen rinnen.
9: Ach, denk ich, bist du hier so schön / und lässt dus uns so lieblich gehn / auf dieser armen Erden: / Was will doch wohl nach dieser Welt / dort in dem reichen Himmelszelt / und goldnen Schlosse werden!
10: Welch hohe Lust, welch heller Schein / wird wohl in Christi Garten sein! / Wie muss es da wohl klingen, / wo so viel tausend Serafim / mit unverdrossnem Mund und Stimm / ihr Halleluja singen.
11: O wär ich da! O stünd ich schon, / ach, lieber Gott, vor deinem Thron / und trüge meine Palmen: / So wollt ich nach der Engel Weis‘ / erhöhen deines Namens Preis / mit tausend schönen Psalmen. Offb 7,9f
12: Doch gleichwohl will ich, weil ich noch / hier trage dieses Leibes Joch, / auch nicht ganz stille schweigen. / Mein Herze soll sich fort und fort / an diesem und an allem Ort zu deinem Lobe neigen.
13: Hilf mir und segne meinen Geist / mit Segen, der vom Himmel fließt, / dass ich dir stetig blühe. / Gib, dass der Sommer deiner Gnad / in meiner Seele jeden Tag / viel Glaubensfrüchte ziehe.
14: Mach in mir deinem Geiste Raum, / dass ich dir werd ein guter Baum, / und lass mich Wurzel treiben. / Verleihe, dass zu deinem Ruhm / ich deines Gartens schöne Blum / und Pflanze möge bleiben.
15: Erwähle mich zum Paradies / und lass mich bis zur letzten Reis‘ / an Leib und Seele grünen, / so will ich dir und deiner Ehr / allein und sonsten keinem mehr / hier und dort ewig dienen. Jes 58,11