1: Ich bin ein Gast auf Erden / und hab hier keinen Stand. / Der Himmel soll mir werden, / da ist mein Vaterland. / Ich reis‘ hier ab und habe / dort in der ewgen Ruh / bei Gott die Gnadengabe. / All Arbeit kommt zur Ruh.
2: Was hats in meinem Leben / von meiner Jugend an / an Müh und Not gegeben! / So lang ich denken kann, / hab ich so manchen Morgen, / so manche liebe Nacht / mit Kummer und mit Sorgen / des Herzens zugebracht. Ps 90,10
3: Mich hat auf meinen Wegen / manch harter Sturm erschreckt. / Blitz, Donner, Wind und Regen / hat mir manch Angst erweckt. / Verfolgung, Hass und Neiden, / ob ichs gleich nicht verschuldt, / hab ich doch müssen leiden / und tragen mit Geduld.
4: So gings den lieben Alten, / an deren Fuß und Pfad / wir uns noch täglich halten, / wenns fehlt an gutem Rat. / Was musste doch erleiden / der Vater Abraham, / bis er zur wahren Freude / der ewgen Heimat kam! Hebr 11,8f
5: Wie manche schwere Bürde / trug Isaak, sein Sohn! / Und Jakob, der als Hirte / dient’ um bestimmten Lohn, / wie musste er sich plagen! / In was für Weh und Schmerz, / in was für Furcht und Zagen / sank oft sein armes Herz! 1. Mos 29,1-10
6: Die lieben Glaubensväter, / die folgten Gottes Wort / und lebten stets als Gäste / an einem fremden Ort. / Auf ihres Lebens Reise / ihr Kreuz war immer groß, / bis sie der Tod legt leise / in ihres Grabes Schoß.
7: Ich habe mich ergeben / in gleiches Glück und Leid. / Was will ich besser leben / als diese großen Leut? / Es muss hindurchgedrungen, / es muss gelitten sein. / Wer nicht hat wohl gerungen, / geht nicht zur Freud hinein. Apg 14,22
8: So will ich wohl mein Leben, / hier führen in der Welt. / Doch gilt mein ganzes Streben / nicht diesem fremden Zelt. / Ich gehe meine Straße, / die zu der Heimat führt, / da mich ohn alle Maße / mein Vater trösten wird. 2. Kor 5,1-10
9: Mein Heimat ist dort oben, / wo aller Engel Schar / den großen Herrscher loben, / der alles ganz und gar / in seinen Händen träget / und für und für erhält, / auch alles hebt und leget, / wie es ihm wohlgefällt. Phil 3,20
10: Danach steht mein Verlangen, / da will ich gerne hin; / die Welt bin ich durchgangen, / dass ichs fast müde bin. / Je länger ich hier lebe, / je wen‘ger find ich Freud, / die meinen Geist erhebe; / das meist ist Herzeleid. Kol 3,1f
11: Das Leben ist hier böse, / an Trübsal gibt es viel. / Ach, komm, mein Gott, erlöse / mein Herz, wann dein Herz will. / Komm, mach ein selig Ende / mit meiner Wanderschaft, / und was mich kränkt, das wende / durch deinen Arm und Kraft.
12: Wo ich bisher gewesen, / da bin ich nicht zu Haus. / Wenn mein Ziel ausgemessen, / dann tret ich gern hinaus. / Und was ich hier gebrauchet, / das leg ich alles ab, / und wenn ich ausgehauchet, / dann legt man mich ins Grab.
13: Du aber, meine Freude, / du meines Lebens Licht, / du bringst mich, wenn ich scheide, / hin vor dein Angesicht / ins Haus der ewgen Wonne, / da ich stets freudenvoll / gleich wie die helle Sonne / mit andern leuchten soll. Offb 21,23f
14: Da will ich immer wohnen / – und nicht nur als ein Gast – / bei denen, die mit Kronen / du ausgeschmücket hast. / Da will ich herrlich singen / von deinem großen Tun / und frei von Erdendingen / in meinem Erbteil ruhn. Offb 2,10; Offb 4,4